SPECK:TAKEL – Uwe Baumann und Sibyll Mayer

Von Menschen, Schweinen und Genuss, einer Harmonie, die seit Jahrhunderten im Schwarzwald erklingt. Speck:takel ist eine gewichtige Liebeserklärung und verrät im Untertitel sein Ziel: ein Kult- und Kochbuch rund um den Schwarzwälder Speck.

Schwarzwald

Aufbau des Buches

Wer nun glaubt, hinter den einzelnen Kapiteln „Die Kulturgeschichte des Schwarzwälder Specks“, „Was heißt eigentlich Speck?“, „Wahrheiten über Speck“,  „Das Speck:trum von Schwarzwälder Speck – eine kleine Speckkunde“, „Auf den Nenner gebracht: Was ist eigentlich ein guter Speck?“, „Auf dem Weg zum Speck-Genuss“ und „Ein echter Schwarzwälder Speck ist…“ verbirgt sich immer die gleiche Thematik hat einerseits natürlich recht – aber er ahnt nicht, in welche Höhen und Tiefen ihn dieses Wissen über Speck entführen kann. Und das es immer wieder wichtige Fragen und Antworten zu Herkunft, Verarbeitung und der Ethik des Fleischverzehrs bietet.

Speck-TakelRund 60 Rezepte zeigen dann, was man alles mit diesem Grundgenussmittel anstellen kann: Suppen und Eintöpfe, Vorspeisen und Salate, Hauptspeisen, Brot und Co, sowie Dessert locken an den Herd. Das Rezeptregister hat für die einzelnen Speisen keine Seitenzahlen. So stöbert man, auf der Suche nach einem bestimmten Rezept, natürlich immer mal wieder rum und holt sich neue Ideen – also bei mir funktioniert das 😉

Und damit die Entwöhnung an speckliche Genüsse nicht zu abrupt erfolgt, reihen sich nach den Rezepten noch einige Seiten mit Warenkunde und charmanten Nebenschauplätzen. So wie die RE:Speck:t Seite, auf der Menschen vorgestellt werden, die Baumann als „personifizierte Vorbild-Sterne an den Himmel“ hängt. Landwirte, Metzger, Jäger, Gastronomen und Menschen, die sich durch einen bewußten Umgang mit den Tieren und dem Speck auszeichnen und damit ein Zeichen setzen.

Mein Lieblingszitat(e)

„Dieses Buch … will dem Eindruck engegen stehen, dass Speck einfach vom Himmel fällt, aus dem Boden oder auf Bäumen wächst“.

„Speck braucht keine Geschmacksverstärker.“ Uwe Baumann, SPECK:TAKEL

Alte Landrassen

Schwäbisch-Hällische SchweineDamit hat mich Uwe Baumann natürlich sofort: Sattelschweine. Ich bin ein Fan alter Landrassen und Sattelschweine wie die Schwäbisch-Hällischen, Bunte Bentheimer, Rotbunte Husumer oder auch Angler haben einen Stammplatz in meinem Herzen. Aber auch für Wollschweine und überhaupt die bewußte, extensive Tierhaltung können sich Baumann und ich anscheinend gleichermaßen begeistern 😉

Ausprobiert

Faltenbrot mit Speck und Kräuterbutter

Super toll. Wobei ich gestehe, dass ich die Arbeitsschritte und Mengen inzwischen unseren Vorlieben und Abläufen angepasst habe: ich mache einen „normalen“ Hefeteig mit den gewünschten Bestandteilen und Mengen. Wenn ich wirklich mit einem Pfund Butter arbeite, reicht das locker für zweimal Faltenbrot – der Ofen schwimmt auch so schon in Kräuterbutter.

Faltenbrot

Und die Speckmenge habe ich (auf Wunsch meiner Jungs) mal eben vervierfacht.

Es gibt Überlegungen in meiner Familie, das und ob das Brot am nächsten Tag auch noch gut sei… dazu müsste allerdings welches übrig bleiben 😉

Maultaschen mit Speckschmelze (auch Hergottsbscheißerle genannt)

Ganz klar – das ist ein Klassiker und natürlich super. Es sind eh viele Gerichte im Buch, die man schon immer mit Speck in Verbindung gebracht hat, wie Bauernfrühstück, Schlachtplatte und Zwiebelkuchen. Da bin ich gar nicht ran, weil ich eh weiß, dass sie schmecken…

Specksalat

Specksalat

Kein Salz, kein Pfeffer – das hat mich gereizt. Die Würze kommt nur vom Speck, Senf und dem Gurkenwasser. Um so angenehmer überrascht war ich dann – funktioniert prima. Die Frische der Tomate, die Gewürzgurke und der Speck. Super. Und vor allem hat man die Zutaten ja eigentlich immer im Haus…

Schwarzwälder Speck-Chili-Pralinen

Musste ich natürlich ausprobieren. Obwohl ich mich genau ans Rezept gehalten habe, war von der Chili nichts zu schmecken. Aber das Salzige passt gut zur Schokolade…die Konsistenz der Pralinen ist sehr weich. Also unbedingt im Kühlschrank lagern 😉

Speck-Chili-Pralinen

SPECK:TAKEL

Uwe Baumann erzählte mir, dass er inzwischen einen eigenen Speckkeller hat (ob neben oder statt des Weinkellers weiß ich nicht – ich habe mich nicht getraut zu fragen). Aber ich kann ihn auf jeden Fall verstehen, denn die Begeisterung für dieses ursprüngliche Nahrungs- und Genussmittels wächst mit jeder Geschichte, jedem Menschen und jedem Stückchen Speck, die man kennen lernt 😉 So haben wir inzwischen ja mal wenigstens einen Speckschrank – ein erster Schritt…

Die Rezepte sind durchweg gut und bringen neue Ideen mit. Allerdings sehe ich in SPECK:TAKEL doch eher ein Kult- und Wissens- als ein Kochbuch.

Schwarzwaldhof

Die Fotos sind Klasse, zeigen viele Menschen und natürlich allerlei Schweine und verraten die Liebe des Fotografen Uli Glasemann und des Autors zu Land und Leuten im Schwarzwald.

Was mich besonders anspricht, sind die Informationen über „welches Stück vom Schwein liefert welche Art von Speck“, die einzelnen Arbeitsschritte und die grundsätzlichen Überlegungen zum Fleischkonsum, die Uwe Baumann umtreiben. „Normalerweise ist es nicht üblich, in Büchern mit Kochrezepten über das Schlachten von Tieren zu sprechen,“ schreibt er. Und bricht mit diesem Tabu. Denn einem Stück Fleisch geht immer der Tod eines Tieres voraus. Wer sich damit auseinandersetzt, kommt für sich selbst zur Erkenntnis, was geht und was nicht. Bewusster Genuss von Fleisch, Schinken, Speck ist in meinen Augen der einzige Weg, Nachhaltigkeit zu erreichen. Da bin ich wieder bei Slow Food – „aufessen, um es zu bewahren“. Mehr dazu findet ihr auch bei Schwarzwälder Speck ist nicht gleich Schwarzwälder Speck.

Friedrich Reinhardt Verlag, 2017

SPECK:TAKEL
Ein Kult- und Kochbuch rund um den Schwarzwälder Speck

von Uwe Baumann und Sibyll Mayer

Fotografie: Uli Glasemann

Koch: Thomas Feißt

Projektleitung: Denise Erb

Gestaltung: Fabienne Steiger

ISBN 978-3-7245-2154-9

Ich danke dem Verlag für die Zusendung eines kostenlosen Rezensionsexemplars.

Wer wissen will, wie ich rezensiere – hier habe ich es erklärt.

WERBUNG

Nach dem Telemediengesetz § 2 Nr. 5 TMG sind alle Links auf Verlage und Autoren inzwischen als Werbung zu kennzeichnen. Ich erhalte kein Geld für meine Rezensionen, ich beurteile die Bücher nach meinen eigenen Kriterien, auf die niemand Einfluß nimmt und verzichte inzwischen weitestgehend auf Verlinkungen.

Anne

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