Lorbeer – ein unterschätztes Blatt Genuss

Alfred Biolek, der ja viele Jahr DER deutsche Fernsehkoch war, sagte einmal: „Lorbeer schmeckt nach gar nichts“. Das war der Tag, an dem er mich als Zuschauer für immer verlor. Denn es zeigte mir, dass der Mann einfach keine Ahnung hat. Ich will ihm mal zugutehalten, dass auch viele andere Menschen Lorbeer nur als hartes, bröseliges, braunes Etwas kennen und daher beim Kochen darauf verzichten. Dabei ist ein frisches Lorbeerblatt so geruchs- und geschmacksintensiv wie… alle anderen guten Zutaten 😉 und in der Küche definitiv unverzichtbar!

Lorbeer

Echter Lorbeer (Lauras Nobilis)  ist zwar immergrün, aber leider nicht winterhart, sein Verwandter der Kirschlorbeer schon – was ich ungerecht finde. Denn Kirschlorbeer ist nicht lecker, sondern sogar giftig!

In der Regel werden die Lorbeerblätter nicht mitgegessen, sondern nach dem Kochen rausgefischt. Doch wenn ihr frische Blätter verwendet wäre es eigentlich gar kein Problem. Knickt das Blatt am Stiel entlang, den könnt ihr dann einfach abziehen und die Blattflächen fein hacken…

Ob im französischen Bouquet Garni, internationaler Hühnersuppe oder indischem Garam Masala – Lorbeer hat in vielen Ländern den Weg in die Küche gefunden. Inwieweit Caesar mit seinem Lorbeerkranz damit zu tun hat, wird auf ewig ein Geheimnis bleiben…

Lorbeer

Lorbeer in alten Zeiten

In der Antike war Lorbeer ein Symbol für Frieden, Anerkennung und Sieg (daher auch der Kranz von Julius Cäsar).

Bei den Griechen hat der Lorbeer Δάφνη „Daphne“ einen eigenen Namen und eine Geschichte: Daphne, eine Bergnymphe, wurde vom Gott Apollo begehrt und floh. In ihrer Not bat sie ihren Vater Peneios, sie zu verwandeln, um Apollo zu entkommen. Sie wird zum Lorbeerbusch, der künftig von Apollo verehrt wird… also natürlich nicht dieser eine, sondern Lorbeer an sich.

Lorbeerkartoffeln

  • 500 g kleine, festkochende Kartoffeln
  • frische Lorbeerblätter
  • Olivenöl
  • Meersalz
Lorbeerkartoffeln
Die Ofenhitze trocknete die Blätter natürlich – nehmt sie vorm Servieren raus… sieht hübscher aus

Die Kartoffeln halbiert ihr fast – also nicht vollständig. Ihr schneidet tief ein bis fast zu anderen Seite. Darein kommt je ein frisches Lorbeerblatt (ihr braucht also so viele, wie ihr Kartoffeln habt). Den Ofen auf 280 Grad vorheizen, die Kartoffel in einer Reine, einem flachen Bräter oder einer Auflaufform nebeneinander setzen – mit etwas Olivenöl und ein wenig Meersalz bestreuen.

Für eine gute Stunde in den Ofen. Fertig. Ihr werdet überrascht sein, was diese Blättchen mit den Kartoffeln macht 🙂

Bouquet Garni

Lorbeer eignet sich vor allem für Gerichte, die lange, langsam schmoren. Dabei entfaltet sich der Geschmack am Besten – da sind wir dann auch schon wieder bei Hühnersuppe und Boeuf Bourguignon

Bouquet Garni

Pierre de Lune, ein französischer Koch, soll es vor über 300 Jahren erfunden haben, um der damalig verbreiteten Überwürzung entgegenzuwirken. Das war ja mal ein Schritt in die falsche Richtung – heutzutage dürfen die Speisen gern mehr Würze aufweisen. Und es ist klar, dass ich damit nicht Geschmacksverstärker meine, sondern frische Kräuter.

Das neue Kräuterlexikon (dtv, Gorys) bündelt Petersilienstängel, Thymian, Majoran, Lorbeer, Gewürznelke, Dill, Estragon und ab und an auch Bohnenkraut. Mein Kräutersträußlein bestehen hingegen meist aus Lorbeer, Rosmarin, Thymian, Salbei und Petersilie. Kommt natürlich auch ein wenig darauf an, was man schmoren will…

Anne

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