Die jüdische Küche – Annabelle Schachmes

Ein Buch wie eine Reise um die ganze Welt. Mit tollen Momenten, schönen Erinnerungen und gelungenen Entdeckungen. Annabelle Schachmes hat in viele „klein, heilige Bücher“ (wie sie die familieneigenen Rezeptaufzeichnungen nennt) geblickt, um daraus ein großes zu machen. Ein Buch, das all die Rezepte aufnimmt, die jüdisches Essen weltweit ausmacht – und zeigt, dass die jüdische Küche in allen Ländern daheim ist und sich von den Highlights der jeweiligen Landesküche inspirieren lässt.

Aufbau des Buches

Mich persönlich begeistert natürlich der Start mit den Grundlagen – Gewürze, Eingelegtes & Würzmittel. Dies kommt mir in anderen Büchern doch oft zu kurz. Dabei sind sie es, die eine wirklich gute Küche ausmachen.

Annabelle Schachmes sieht das wohl auch so 🙂

Sie schlägt den Bogen von Ambasauce über Chrain und Harissa, Tahini, Torshi und andere eingelegte Gemüse bis hin zu Zhoug und Salzzitronen. Da bleibt kaum ein Wunsch offen und ich finde es Klasse das sie zeigt, dass Gewürze und Pasten nicht auf Bäumen wachsen sondern von guten Köchen selbst hergestellt werden (können).

Foto © Annabelle Schachmes

Klassisch folgen nun Vorspeisen, Hauptgerichte, Beilagen und Suppen. Die einzelnen Gerichte sind klar strukturiert und gut erklärt. Die Zutaten separat aufgelistet und man kann direkt erkennen, für wie viele Personen gekocht wird und wie lange es in etwa dauert.

Die einzelnen Rezeptbeschreibungen nehmen einen wirklich an die Hand (für mich manchmal schon etwas übertrieben – so ist bei allen Couscous-Rezepten die Couscous-Zubereitung wiederholt – doch ich kann mir gut vorstellen, dass nicht so versierte Köche so etwas durchaus zu schätzen wissen).

Mehrfach bindet Annabelle Schachmes kleine „Fotogeschichten“ ein, die die Arbeitsabläufe detailliert beschreiben.

Und dann geht es mit Street Food & New Yorker Delis weiter – Sandwichs, Falafeln, Schawarma und gepökelte Speisen, bevor Brot & Backwaren und Desserts ein Festmal in der jüdischen Küche abrunden.

Jüdische Feiertage

Der Zusammenhang von Feiertagen und Essen zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Daher ist es schlüssig, das Annabelle Schachmes die wichtigsten Feiertage und die zu ihnen gehörigen Speisen/Getränke, so wie deren jeweilige Bedeutung zusammen fast.

Aufgrund ihrer Erklärung bin ich endlich auch dahinter gekommen, warum so viele Speisen in der jüdischen Küche extrem lange vor sich hinköcheln – eine Kochvariante, die in unserer Gesellschaft kaum mehr zu finden ist. Hier muss ja alles immer ratz-fatz gehen und am liebsten gestern fertig sein.

Doch da im jüdischen Glauben z.B. am Sabbat jede Arbeit untersagt ist, wird langfristig gekocht – also am Freitagnachmittag alles vor- und zubereitet. Und wisst ihr was: wer eine Party plant, liegt mit diesem Buch natürlich genau richtig. Da kocht der Ofen allein und man hat Zeit für die Gäste!

Mein Lieblingszitat

Ist diesmal gar keins – es sind die Fotos, die mein Herz gewonnen haben. Zunächst scheinen sie vielleicht ein wenig ungewohnt, weil sie aus dem echten Leben sind (glaube ich jedenfalls). Wenn nicht, zeigen sie aber auf jeden Fall das, was ich als „echt“ bezeichnen möchte und was man heutzutage selten findet. Grade in unserer hochstilisierten, glatten Foodwelt.

Foto © Annabelle Schachmes

Ausprobiert

Mahjouba nach Mamie Hélène

Dieser Teig hat es in sich… was nicht heißen soll, ihr solltet es nicht ausprobieren. Bei mir ist er zunächst einfach zu flüssig geworden. Er besteht ja  nur aus Hartweizengries und Wasser – ist also eigentlich ein Nudelteig. Beim zweiten Anlauf habe ich ihn auch so behandelt (also die zweite Wasserzugabe weggelassen und die erste ein wenig erhöht). Damit hat es dann geklappt. Und ist wirklich knusprig und fein geworden. Die Füllung aus Zwiebel, Knoblauch, Tomate, Hack und Petersilie ist schlicht aber durch das langsame Schmoren sehr rund im Geschmack.

Tbit

Volltreffer. Dieses Huhn wird es künftig häufiger geben. Das Rezept ist denkbar einfach und deshalb (wahrscheinlich) so gut. Das Huhn wird angebraten und in den gewürzten, rohen Reis gesetzt. Brühe dazu, Deckel drauf und nach 2 Stunden sollte man die Küche nicht mehr betreten – denn es duftet unglaublich 😉

Nach 6 Stunden ist das Huhn erstaunlich saftig und alle kratzen den krossen Reis aus dem Bräter.

Annabelle Schachmes jüdische Küche

Ein Buch, das man haben muss – auch wenn man es vorher gar nicht ahnt. Aber die Rezepte sind gut und passen nicht nur perfekt zu Parties und Einladungen. Denn man muss bei vielen nicht lange in der Küche stehen – und wird dennoch mit einem Essen beschenkt, das glücklich macht. Annabelle Schachmes hat viel Zeit und Liebe in dieses Projekt gesteckt. Das merkt (schmeckt) man.

Südwest Verlag, 2016

Die jüdische Küche

Texte und Bilder von Annabelle Schachmes

Cover- und Buch-Design: OH, JA!, München

ISBN 978-3-579-09521-9

Ich danke dem Verlag für die Zusendung eines kostenlosen Rezensionsexemplars, die Bereitstellung einiger Fotos und Rezepte.

Wer wissen will, wie ich rezensiere – hier habe ich es erklärt.

Original Rezepte

Baharat Gewürzmischung und Ambasauce – HIER

Foto © Annabelle Schachmes

Früher hatte jede Familie ihre ganz eigene Gewürzmischung. Inzwischen trauen sich die wenigsten daran selbst auszuprobieren, was harmoniert – leider.

Annabelle Schachmes geht mit ihren Rezepten dagegen an – das finde ich super!

Und wen die kleinen Mengen stressen: eigentlich geht es um das Mischungs-Verhältnis – 1 : 1 : 1 : 1 : 0,5 : 0,5… 😉

Pökelfleisch und Rinderzunge – HIER

Foto © Annabelle Schachmes

Eigentlich wollte ich ja Pastrami machen (das Rezept gibt es im Buch nämlich auch) – doch das Heißräuchern über  11 Stunden hat mich dann doch zum „nur“ pökeln bekehrt.

Aber ich bleibe dran – denn es lohnt sich.

 

 

 

 

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Anne

2 Antworten auf „Die jüdische Küche – Annabelle Schachmes“

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