Küchenallerlei – Top 5 der Mengenangaben

Ist euch auch schon aufgefallen, wie zauberhaft ungenau die Mengenangaben bei Rezepten sein können?
Da schwipt es und schwapt es, da spritzt es und schießt es.

Und dennoch kommt die versierte Hausfrau nicht aus dem Takt.

Mir ist es eigentlich durch meinen Sohn erst wieder bewußt geworden, der unter einem Schuss doch ganz was anderes versteht, als ich…

Hier meine Top Five der charmantesten Mengenangaben, die auch ich natürlich nutze:

Ein Schwip, Schwub oder Schwap

Es geht nicht ums rein-schwappen sondern um die Menge, die zugegeben wird

Auch wenn diese Portion gerne für Wein, Sherry oder auch alle Sorten von Soßen genommen werden, so geht doch auch ein Schwub Mehl oder Zucker.
Der Schwap ist da hingegen deutlich flüssiger… jedenfalls in meinen Rezepten.

Auch schön ist ja der Ausdruck „Schwub die wupp“ – wird aber glaube ich heute kaum noch verwendet.
Soll auf jeden Fall heißen, dass ich noch ganz schnell etwas erledige 😉
Oder zugebe.

Den Markennamen „SchwipSchwap“ kann man bestimmt auch auf die Lust der deutschen Hausfrau an der Verniedlichung ihres tristen Koch-Alltags zurückführen.
Immerhin fühlt sie sich beim Einkauf dann gleich wie daheim.
Da hat doch mal ein Marketingmensch ganz artig Muttis Einkaufswagen geschoben – oder sich daran erinnert.

Und natürlich ist dies alles nicht zu verwechseln mit einem Schwips.
Da kommen wir bereits in Richtung Verzehr, Genuss und haben deutlich zu viel erwischt.

Eine Prise

Viel zu viel! Das ist eine steife Brise und keine Prise

Diese Mengenangabe ist wirklich weit verbreitet und gern genutzt.

Eine Prise sind einige wenige Körnchen eines Gewürzes, die zwischen die zwei zusammengedrückte Finger einer Hand passen… daher gibt es diesen Begriff gerne im Zusammenhang mit streubaren Zutaten: Salz, Zucker und ähnlichem.
Und es die Finger werden auch gleich als Transportmittel zum Topf eingesetzt.
Gerne mit einer leicht streuenden Handbewegung.

Flüssigkeiten scheiden hier vollständig aus. Wir wollen schließlich kochen bzw. würzen/abschmecken und nicht rumsauen.

Wieso die Seeräuber damals auch in Prisen gerechnet haben, ist mir nicht ganz klar.
Sicher scheint, das ihre Prisen deutlich umfangreicher waren… sonst waren sie echt schlecht im Geschäft.

Zurückgeführt wird der Ausdruck auf das französische Wort „prise“ – „Wegnahme“ und diente gar als Grundlage des damaligen Seekriegsrechtes.
Aber warum sich in diesem Bereich die Franzosen so hervor taten?
Engländer und Spanier werden das sicherlich nicht so gerne gesehen haben – oder meint ihr, dass es daran liegt, dass die eher Beute waren?
Könnte ja sein 😉

Und natürlich ist die Prise nicht zu verwechseln mit der Brise (die einen anständigen Luftzug – gerade natürlich auch wieder bei der Seefahrt – bezeichnet).

Ein Hauch

Ein Hauch ist eher die Idee, als die Zufügung von Geschmack

Da fällt mir doch langsam auf, dass es sich immer eher um geringe Mengen handelt, die man dem Gericht zukommen lassen will.

Ein Hauch ist auf jeden Fall noch mal deutlich weniger als eine Prise.
Es ist eigentlich nur die Idee, ein Gewürz dazu zu geben.

Und ich hoffe mal nicht, dass es an meinem Unvermögen liegt einen Hauch zu erschmecken, der mich so urteilen lässt.
Das fände ich doch schade.
Doch wenn es so wäre, scheint es ein weit verbreitetes Unvermögen.

Aus diesem Grund findet man wohl nur noch selten Rezepte, die einen Hauch von etwas benötigen.

Und sind wir mal ehrlich: viele benötigen eher ganz viel von etwas…. oder auch überhaupt „etwas“.

Bei meiner Mutter habe ich diese Mengenangabe dagegen noch häufiger gefunden.
Vielleicht hat man damals die neuartigen ausländischen Gewürze vorsichtiger eingesetzt… keine Ahnung?!

Der heutige „Hauch“ ist daher eher ein „Hauch von nichts“ und in die Welt der Dessous abgewandert.
Fehlt nur noch eine entsprechende „Auswanderergeschichte“ der üblichen TV-Sender dazu…. käme bestimmt gut an.
Da stimmt dann auch die Quote.

Ein Spritzer

Das ist natürlich schon ein ordentlicher Spritzer, bzw. gleich mehrere

Natürlich geht das nun wirklich nur mit flüssigen Dingen.
Wobei aber die genaue Dosierung gar nicht so schwierig ist.

Also benötigt man weder Pipette noch Kanüle, um einen Spritzer Sojasoße oder Tabasco ans Gericht zu zaubern.

Ein Spritzer besteht aus mehreren Tropfen – es ist meist ein dünner, kurzer Strahl und da man von Spitzer eher im Zusammenhang mit Zutaten spricht, die in kleineren Flaschen vorhanden sind, kann man ihn wohl durchaus als den „kleinen Bruder“ des Schusses bezeichnen.

Früher gab es „Gespritzte“ – also Getränke, die entweder einen Schuss Alkohol oder genau andersrum einen Schuss Wasser enthielten.
In Frankfurt gibt es die natürlich auch weiterhin.

Je mehr „fremde“ Flüssigkeit zugegeben wurde, desto eher kam man zur Schorle.
Also einem Saft mit Mineralwasser.
Immer mit Bläschen!

Heute gibt es „Spritz“ oder „Spritzer“ – da ist die Mischung dann oft Alkohol in Alkohol.

Und ganz hip: Wasser mit Geschmack.

Haben wir in den 80er Jahren für reinen Saft und gegen Saftkonzentrate oder gar Frucht-Nektar gekämpft, so verkaufen uns die Getränkehersteller jetzt gar keinen Saft mehr, sondern gleich Wasser.

Ganz viel Wasser und ohne Bläschen und ohne irgendeinen erwähnenswerten Fruchtanteil.
Da ist die Frucht dann sozusagen einmal durchgeschossen.
Nur auf der Verpackung sieht man, welche es war – oder gewesen sein soll.
Aber die Leute mögen es anscheinend.
Und wenn ich mir die Gewinnspanne mit diesen Wassern ausrechne, wird mir ganz schwindelig.

Ein Schuss

Wie man deutlich sieht, ist die Bebilderung beim Schuss keine Schwierigkeiten – das ist eine eher verbreitete Mengenangabe

Eigentlich ist ein Schuss das Abgießen der Flüssigkeit, die beim einmaligen, kurzen Kippen aus der Flasche kommt.
Wird meist etwas großzügiger gehandhabt und die Flasche darf noch mal ein Weilchen über dem Topf verweilen.

Aber wenn wir ehrlich sind, ist es nur der erste Schwub 😉
Wer den garantieren will, kann mit dem Daumen den Nachschub zügeln.

Natürlich hat mich das Internet während meiner Recherche zu diesem Thema wieder mit sehr schönen Ablenkungen versorgt:

So habe ich einen „Küchen-Mengen-Rechner“ beim Becker Joest Volk Verlag gefunden.

Damit kann man/frau die benötigten Zutaten online auflisten lassen, um dann ganz gezielt einzukaufen.

Auf solche feine Mengenangaben, wie ich sie euch heute hier verraten habe, verzichtet die Seite.
Aber ihr wisst ja jetzt bestens bescheid.
Dort steht dann nur „Salz“ oder „frische Muskatnuss“…. da muss dann jeder selbst entscheiden, ob Prise, Schwup oder doch lieber Messerspitze 😉
Und hier findet ihr auch amerikanische – ein Schweizer hat sich die Mühe gemacht.

Anne

3 Antworten auf „Küchenallerlei – Top 5 der Mengenangaben“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert