Brackenheim – entdecken und erschmecken

„Von München, Kiel bis Neuss – keine Feier ohne Heuss!“ soll Theodor Heuss, der berühmteste Sohn Brackenheims, manchmal geseufzt haben. Der erste Bundespräsident Deutschlands war allerdings nicht nur ein gefragter Redner und Repräsentant, sondern auch ein Genussmensch 🙂 Seine Heimatstadt pflichtet dem heute noch Tribut.

Brackenheim – die Heuss-Stadt

„Brackenheim war damals ein abseitiges Oberamtsstädtchen von etwa fünfzehnhundert Einwohnern, ohne Bahnverbindung, ohne Industrie, mit rein ländlichem Charakter,“ so die überlieferten Erinnerungen von Theodor Heuss.

Sieben Stadtteile – Botenheim, Dürrenzimmer, Haberschlacht, Hausen, Meimsheim, Neipperg und Stockheim – und mehr als 16.000 Einwohner. Brackenheim hat sich gemausert und ist mit 841 Hektar die größte Weinbaugemeinde Baden-Württembergs. Und die größte Rotweingemeinde Deutschlands 😉

Theodor Heuss Liebe zum Wein ist durch die Antwort auf seinen Sekretär, der am Abend zum Aufbruch mahnte: „Der Bundespräsident geht jetzt, aber der Heuss bleibt hocken,“ ziemlich klar belegt. Seine Qualitätskriterien bleiben allerdings strittig. Gilt sein Lieblingswein, der Lemberger von der Lage „Brackenheimer Zweifelberg“ manchem doch als eher „bescheiden“. Wer mehr dazu lesen möchte, sei auf „Mit Wein Staat machen: Eine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ verwiesen.

Der Hof des Renaissance-Schlosses aus dem 19. Jahrhundert hat Theodor Heuss nach Überlieferungen als Spielplatz gedient, wurde er doch in einem Nebengebäude geboren.

Das Schloss war Jagdschloss und Witwensitz der württembergischen Herzöge, Wohnung des Obervogts und Sitz des Oberamts und soll in ein Hotel mit Weinkeller und Restaurant umgebaut werden. Spatenstich war im September 2019 – davor liegen rund 12 Jahre Planung. Was mit der Kleinkunstbühne , die seit 1994 in der Schlosskapelle besteht, wird. Keine Ahnung.

Burgermaister Grillamt

Fast Food kann Best Food sein. Mit frischen Brötchen, eigenen Soßen, gutem Fleisch und knackigem Gemüse wird aus einem Burger ein Knaller. Im besten Sinne des Wortes. Erlebt in Brackenheims Burgermaister Grillamt bei Kemal.

Burgermaister Grillamt

Burger und Buns

Nur wer selbst backt, versteht die Leidenschaft die Kemal in seine eigenen Burgerbrötchen, die Buns steckt. Ich konnte ihm das Geheimnis nicht wirklich entlocken, weiß aber nun, dass seine Grundlage ein Brioche mit einer Butter, Olivenöl, Wassermischung ist. Und er einen Teil des Mehls durch Speisestärke ersetzt…

Damit wir verschiedene Varianten probieren können, hat Kemal uns Miniburger gemacht…

Bei den Patties setzt Kemal auf die Kombination unterschiedlicher Rindfleischteile. Er mischt einen etwa 30 prozentigen Fettanteil und die Patties werden außen knusprig und innen saftig.

Chips
Wer seine Buns und Soßen selber macht, hört natürlich bei den Kartoffeln nicht damit auf

Schaurösterei im Alten Dekanat

Das alte Dekanat wurde 1749 von der Universität Tübingen erbaut und bis 1977 tatsächlich als evangelisches Dekanat, also als Verwaltungseinheit und Sitz des Dekans, genutzt.

Sieben Gründungsmitglieder (und etwa 250 stille Förder) betreiben hier seit März 2018 ein soziales Bürgerprojekt, in dem jungen, benachteiligten Menschen der Weg in ihre Zukunft geebnet wird. 19 Praktikantinnen und Praktikanten sind seither hier gefördert worden.

Im alten Dekanat wird der Kaffee nicht nur selbst geröstet (und man kann dabei zuschauen – also wenn man Zeit mitbringt. Denn es wird auf eine schonende Langzeitröstung gesetzt. Trinken kann man ihn übrigens frühestens 2 Tage später)… er wird auch nach den Kriterien von „Direct Trade“ und „Parzellenanbau“ angebaut und importiert. Das bedeutet, dass die Kaffeeröster wissen wer ihn anbaut, wo und unter welchen Bedingungen er wächst und die Handlungsbeziehung – ähnlich dem Fair Trade – auf Augenhöhe unter Menschen stattfindet. Die Kaffeebohnen kommen aus Brasilien, Indien und El Salvador 🙂

Kalter Kaffee bzw. Cold Drip ist hier nicht nur im Sommer ein Hochgenuss. Ihn zu brühen, kein Hexenwerk.

Neben den normalen Kuchen und Torten setzt das Alte Dekanat auf ganz eigene Kreationen zum Kaffee:

  • „Semita de Guava“ – stammt aus El Salvator, erinnert an Linzer Torte – allerdings mit einer süß-saueren Guavenfüllung
  • „Sacher-Bar“ – hier wird der unerschütterlichen Leidenschaft der Österreicher für alle Arten von Kaffee gedacht – mit einer Sachertorten-Praline
  • Hinter „Pao de quejo“ [sprich: Pao de Käscho] – versteckt sich ein kleines, fluffiges Maniok-Käsebällchen aus der brasilianischen Region Minas.

Torten-Makeup

Wie aus Hobby Berufung und schließlich Beruf werden kann, zeigt Steffi Biedermann. Ihre Kinder wollten Torten, die anders, lustiger, bunter, kreativer sind. Und Mama hat sie gemacht. Schnell wurde klar, dass die gelernte Zahnarzthelferin ein Händchen für Zuckerzeug hat (welch charmanter Widerspruch) und Steffi lässt seit 2013 andere daran teilhaben. Sei es bei Kaffee oder Tee, auf Tortenmessen oder im eigenen kleinen Laden in Brackenheim.

Die Grundzutaten sind – wie immer: Zucker, Eier, Butter, Mehl. Und natürlich auch Schokolade, Marzipan und Co… also alles, was zu einem Kuchen/Torte gehört. Doch dann kommt Fondant. Die dünne Zuckermatte gibt es inzwischen in allen Farben zu kaufen. Oder man färbt sie mit Speisefarben selbst ein.

Dann braucht es Speisestärke (damit es nicht so klebt) und jede Menge Kreativität. Gearbeitet wird auf Silikonmatten, mit Silikonrollen, jeder Menge Ausstechförmchen und etlichen kleinen Werkzeugen, die beim Modellieren der filigranen Teile helfen.

Mit wenigen Handgriffen und Tricks wird aus einem Muffin ein kleines Unikat. „Torten-Makeup“ nennt sie diese Art des Backens und hat auch schon ein erstes Buch dazu veröffentlicht. „Mit dem Backen kommt das Glück“, so der treffende Titel der Selfmade-Frau.

Mit freundlicher Unterstützung von Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg*die mich zu einer kulinarischen Entdeckertour durch Kraichgau-Stromberg eingeladen hat.

Mein besonderer Dank geht an Sannah Mattes von Tourismus Baden-Württemberg und unsere Genießer-Tour mit Gäste- und Weinerlebnisführerin Heidi Brose-Schilling, Ute Frank und Sabine Hübl von Neckar-Zaber-Tourismus e.V.*

Ich danke Kemal und Mel vom Burgermaister Grillamt* für die wunderbaren Miniburger, dem Team des Alten Dekanats* für ihr Engagement und die tollen Ideen, so wie Steffi Biedermann für Tipps und Tricks zum Torten-Makeup.*

Und weil Brackenheim die größte Weinbaugemeinde Baden-Württembergs und größte Rotweingemeinde in ganz Deutschland ist, konnte ich auf einen Ausflug in die Weinberge nicht verzichten – Zabergäu – Wein, Heuss und Tuk Tuk.

*Werbung

Dieser Artikel enthält Links zu Produzenten und persönliche Empfehlungen von mir. Ich bin dafür zwar weder bezahlt noch beauftragt worden, doch da ich Produkte nenne, muss ich dies als Werbung kennzeichnen.

 

Anne

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